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Lebensmitteltechnologen stellen sich vor

Prof. Dr. Stefan Töpfl

Prof. Dr. Stefan Töpfl ist Forscher am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) und nebenberuflicher Professor

Wie sieht Ihre Tätigkeit heute aus?

Sehr vielseitig. Zusammen mit Experten des DIL forsche ich an prozesstechnischen Lösungen für die Lebensmittelindustrie. Oft steht eine Verbesserung der Rohstoff- und Energieeffizienz im Vordergrund, neue Verfahren eröffnen aber oft auch neue Möglichkeiten für die Produktentwicklung. Die Ergebnisse werden oft in die industrielle Praxis umgesetzt, finden aber auch in die Lehre Eingang.

 

Profitieren Sie derzeit in Ihrem Beruf noch von Ihrem Studium?

Ja, die Grundkenntnisse der Lebensmitteltechnologie und der Verfahrenstechnik sind eine wichtige Basis für meine Tätigkeit. Während meiner Promotion habe ich mich mit der Anwendung gepulster elektrischer Felder befasst, das Verfahren konnte mittlerweile in eine GmbH ausgegründet und erfolgreich in den Industriemaßstab überführt werden. Im Rückblick hätte ich mir mehr Input im Bereich Betriebswirtschaft und Patentwesen im Studium gewünscht. Neben den fachlichen Kenntnissen profitiere ich aber auch vom während des Studiums entstandenen Netzwerk.

 

War die Berufswahl für Sie einfach?

Interesse an technischen Zusammenhägen, Freude am Kochen und Essen, beschreiben mich - also ja. Der Industriezweig hat viel zu bieten: eine große Bandbreite an Produkten und Unternehmen und zahlreiche aktuelle Fragestellungen wie Nachhaltigkeit, Ernährungssicherung und sich wandelnde Trends.

 

Was hat sich vom Berufsstart bis heute verändert?

Unsere Sicht auf Lebensmittel hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Vom Nährstofflieferanten hin zu einem zentralen Aspekt der Lebensgestaltung, diese Aufmerksamkeit kann zur Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte führen. Gleichzeitig versuchen wir Agrarprodukte nachhaltiger zu verwerten, arbeiten an der Nutzung von Nebenströmen und nicht zuletzt ist eine starke Steigerung der Automatisierung zu beobachten.

 

Welche Entwicklung erwarten Sie im Bereich der Lebensmittel- und Zulieferindustrie?

Ähnlich zu anderen Industriebereichen wird sich der Lebensmittelmarkt zunehmend segmentierter. Individuelle Lebensstile führen zu neuen Anforderungen an die Produkte und zu einer breiter werdenden Produktpalette mit Online-Handel und kurzen Lieferzeiten. In Bezug auf Lebensmittel sind die Kunden wenig für High-Tech zu begeistern – für einen Verfahrenstechniker eine manchmal schmerzliche Einsicht. Moderne Verfahren erlauben aber nachhaltig hergestellte Produkte mit hoher Qualität und dem passenden Storytelling.

Dr. Michael Doßmann

Dr. Michael Doßmann ist Professor für Lebensmitteltechnologie und Management sowie Unternehmensberater für Strategie, Organisation, Innovations- und Qualitätsmanagement

Wie sieht Ihre Tätigkeit heute aus?

Ich bin Experte für Management und Technologie. Als Hochschullehrer vermittle ich Studierenden, wie in der Lebensmittelindustrie Produkte entwickelt, produziert und verkauft werden. Neben den fachlichen Schwerpunkten spielen Aspekte des Managements und der Ökonomie eine wichtige Rolle. Die Studierenden lernen in Vorlesungen und Praktika sowie durch Fallstudien und Rollenspiele sehr anwendungsorientiert. Dabei profitieren sie von meiner über 20-jährigen Erfahrung als Manager in der Lebensmittelindustrie. Ich leitete dort in namhaften Konzernen die Bereiche Forschung, Entwicklung und Qualitätsmanagement.
Als Unternehmensberater unterstütze ich Unternehmen in Fragen der Strategieentwicklung, optimiere Organisationen, coache und entwickle Führungskräfte. Außerdem berate ich Unternehmen, wie sie Wachstum aus Innovationen generieren oder vorhandene Geschäftsfelder und Herstellprozesse optimieren können.

Profitieren Sie derzeit in Ihrem Beruf noch von Ihrem Studium?

Auf jeden Fall. Die Kombination aus naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen sowie betriebswirtschaftlichen Kenntnissen helfen mir ganzheitlich zu denken und zu handeln. Alles, was wir entwickeln und verbessern, muss am Ende verkauft werden und einen Finanzbeitrag leisten. Die Verknüpfung von Umsetzungskompetenz mit Vermarktungskompetenz ist außerordentlich wichtig. Viele Fragestellungen und Herausforderungen lassen sich lösen, indem man Prinzipien und Muster erkennt und diese überträgt bzw. anpasst. Viele dieser Prinzipien und Muster durfte ich bereits im Studium erlernen.

War die Berufswahl für Sie einfach?

Ja. Ich wollte immer in einem industriell geprägten Umfeld arbeiten. Zum einen ist dort der Bedarf an Managern und Ingenieuren am größten. Zum anderen bietet dieses Feld im Besonderen die Möglichkeit, Ökonomie mit Ökologie und Technologie zu verbinden. Gerade die moderne Lebensmitteltechnologie leistet einen bemerkenswerten Beitrag dazu, Menschen mit gesunden und genussvollen Lebensmitteln zu attraktiven Preisen zu versorgen. Lebensmittel sind Lebensqualität. Sich damit zu beschäftigen macht Spaß und ist absolut sinnvoll.

Was hat sich vom Berufsstart bis heute verändert?

Technologien verändern sich rasant. Davon ist die Lebensmittel- und Zulieferindustrie ebenfalls betroffen. Als ich anfing, war der Computer gerade salonfähig geworden. Wir waren das erste Semester, das seine Diplomarbeit mit dem PC erstellt hat. Der Automatisierungsgrad ist gestiegen, Verpackungstechnologien und Logistikanforderungen haben sich dramatisch verändert.
Globale Märkte und „Time-to-Market“ haben heute große Bedeutung. Führungskräfte müssen sich heute besser organisieren, zielorientierter motivieren, führen und kommunizieren.

Welche Entwicklung erwarten Sie im Bereich der Lebensmittel- und Zulieferindustrie?

Insgesamt erwarte ich eine sehr positive Entwicklung für die Branche. Demnächst müssen 10 Mrd. Menschen ernährt werden, die Nachfrage steigt enorm. Gleichzeitig erhöht sich global gesehen der Lebensstandard der Menschen. Sie werden vermehrt in Städten wohnen. Dies erzeugt ebenfalls Nachfrage nach Lebensmitteln. Der deutsche Markt ist sicherlich der härteste in der Welt. Exportschlager wie unser Discountermodell expandieren. Im Maschinen- und Anlagenbau genießen unsere Produkte weltweit einen hervorragenden Ruf. Auch die moderne Landwirtschaft hilft, Rohstoffe in hervorragender Qualität bereitzustellen.
Dies alles geschieht bei sich verschlechternden Rahmenbedingungen. Weltweite Wasser- und Ressourcenknappheit sowie steigender Wettbewerb erfordern innovative Lösungen. Also ein spannendes, dynamisches und wachsendes Feld.

Dr. Karlheinz Bühler

Dr. Karlheinz Bühler ist Vertriebsleiter für Zentrifugen und Anlagen für die Lebensmittelindustrie

Wie sieht Ihre Tätigkeit heute aus?

Mit einem Team von Vertriebsspezialisten bearbeiten wir den deutschen Markt, wobei unsere Produkte praktisch in allen Lebensmittelbranchen sowie im Umweltbereich zum Einsatz kommen. Weitere Anwendungsgebiete sind der Biotechnologie- und Pharmasparte, der chemischen Industrie, einschließlich der Zulieferindustrie für Lebensmittelbetriebe sowie der Ölaufarbeitung zuzuordnen.

Profitieren Sie derzeit in Ihrem Beruf noch von Ihrem Studium?

Unbedingt. Der interdisziplinäre Studiengang Lebensmitteltechnologie kam meinen Interessen vom ersten Semester an sehr entgegen, da ich mich bereits vor dem Abitur bei der Wahl der Schwerpunkte auf naturwissenschaftliche Fächer fokussieren konnte. Im Studium wurden diese Inhalte systematisch vertieft und um ein weites Spektrum im Bereich Lebensmitteltechnologie ergänzt: Verfahrenstechnik, Produktkenntnisse, Analytik bis hin zur Qualitätskontrolle, Lebensmittelrecht und eine betriebswirtschaftliche Basis. Beispielsweise lassen sich verfahrenstechnische oder analytische Grundlagen aus dem Studium in allen Industriebereichen anwenden und bieten die Grundlage für die Erfassung von Aufgabenstellungen und die Erarbeitung von Lösungen. Wegen der breiten Basis hat mir diese Ausbildung sehr viel Spaß gemacht und ich profitiere noch heute von Wissen und Arbeitsmethoden aus dem Studium sowie der anschließenden Promotion.

War die Berufswahl für Sie einfach?

Prinzipiell war der Eintritt in das Berufsleben für meine Kommilitonen und mich sogar sehr einfach, da dem Lebensmitteltechnologen eine große Zahl von Berufsbildern und Branchen offen steht, insbesondere wenn der Absolvent flexibel und breit aufgestellt ist oder die Spezialisierung gerade die Anforderungen der Betriebe erfüllt. Einfach auch deshalb, weil sich der junge Studiengang zu dem Zeitpunkt bereits etabliert hatte und die Absolventen von der Reputation der Hochschulen profitierten. Schwierig war die richtige Wahl, da mir in der Bewerbungsphase mehrere attraktive Angebote aus unterschiedlichen Lebensmittel- und Zulieferbranchen vorlagen. Letztlich fiel die Entscheidung für die Firma Westfalia Separator, heute im GEA-Konzern ein Hersteller von Separatoren und Dekantern, die zum überwiegenden Teil in Lebensmittelmittelbetrieben sowie deren Zulieferindustrie zum Einsatz kommen.

Was hat sich vom Berufsstart bis heute verändert?

Anfangs ging es beim Vertrieb von Maschinen und Anlagen primär um die Anwendung von verfahrens- und maschinentechnischem Wissen in Kombination mit dem Einmaleins von Produktkenntnissen verschiedener Branchen und dem Erfassen von Nutzeranforderungen. Ziel war es, das technische und kommerzielle Optimum für den Kunden zu ermitteln und zielorientiert vorzustellen sowie letztlich mit einem Auftrag abzuschließen. Erfreulicherweise haben sich meine Aufgaben und Tätigkeiten im Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt mit neuen und wachsenden Herausforderungen. Heute bin ich als Leiter für den Vertrieb unserer Produkte in Deutschland für alle Anwendungsbereiche verantwortlich. Somit stehen nun in unserer Vertriebsorganisation vermehrt Management- und Führungsaufgaben im Vordergrund – zu einem großen Teil in direkter Verbindung mit dem operativen Geschäft, weswegen Fachwissen und der Dialog mit Kunden im jeweiligen Branchenjargon zum unverzichtbaren Handwerkszeug gehören.

Welche Entwicklung erwarten Sie im Bereich der Lebensmittel- und Zulieferindustrie?

Auch langfristig rechne ich mit einer positiven Perspektive für diese Branchen. Unsere Unternehmensleitung geht von einem kontinuierlichen Wachstum aus, nicht zuletzt getrieben von einem stetigen Bevölkerungszuwachs und einem steigenden Bedarf an Lebensmitteln und Energie. Damit wird auch die Lebensmittelindustrie in Deutschland von globalen Entwicklungen profitieren, wenn es ihr gelingt, mit dem Wandel innovativ, qualitätsorientiert und kostenbewusst Schritt zu halten oder besser noch voraus zu eilen. Für das Erreichen dieser Zielsetzung legt der Studiengang Lebensmitteltechnologie, das vermittelte Fachwissen und insbesondere aktuelle Lehrinhalte die Basis.
Die Führung von Unternehmen sowie die Entwicklung und Umsetzung von Innovationen geschieht durch Menschen in einem immer komplexeren Umfeld mit immer kürzeren Innovationszyklen. Deshalb sind mit Sicherheit auch in unserer Branche die Kommunikation und die Vernetzung von Fachleuten und Spezialisten ganz entscheidende Erfolgsfaktoren für das Geschäft von heute und morgen. Auch in dieser Hinsicht sehe ich Chancen und Verpflichtungen der Gesellschaft Deutscher Lebensmitteltechnologen und freue mich, durch mein Engagement zur weiteren Entwicklung unseres Verbands beizutragen.